29Mai2022
Blick ins ArchivSportstätten – vom Provisorium zum eigenen Heim | 1

Zu Gast in Gastronomiebetrieben | Garten Schlöter am Birgderkamp

Am Birgderkamp lag eine Schankwirtschaft (1): Sie gehörte zunächst einer Familie Schlöter und ging dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf die Familie Greuling über. An Letztere erinnert heute noch die Greulingstraße. Hinter dieser Gastronomie erstreckte sich ein größerer Garten
(2). Da sich hier das Quellgebiet des Mückenbachs befand, gab es dort auch einige Teiche. Schon der Vorgängerverein des RTV hatte hier sein Stammlokal und den Sommer über den Garten zum Turnen genutzt. Dazu wurden dort auch Schießübungen abgehalten. Auf der vorseitigen Geländeskizze aus späterer Zeit ist immer noch eine Schießstange eingezeichnet
(3), die belegt, dass die Tradition des Sportschießens hier noch lange fortbestand. 1861 übernahm der RTV diesen Ort als Stammlokal und hielt hier wie sein Vorgänger die Turnübungen ab. Das heißt: ab Mai turnte man wie gehabt im Freien. Und auch zu sommerlichen Festen verließ man gerne den engen Wirtshaussaal und feierte im Garten. Doch da das bergische Wetter auch im Sommer oft unbeständig ist, stellte man zusätzlich ein Zelt mit einfachem Holzfußboden in den Garten (erstmals 1863 bezeugt). Seitenwände und Dach waren mit Segeltuch bespannte Sparren. Hier konnten dann Schauturnen oder musikalische Veranstaltungen wetterunabhängig stattfinden. Doch ab Oktober, wenn es nass, kalt und nebelig wurde, musste das Turnen im Garten bis zum nächsten Frühjahr notgedrungen eingestellt werden. Dann blieb nur noch der „Schlötersche Saal“ (4), wo nur mehr oder weniger eingeschränkt geturnt werden konnte. Im Sommer 1866 wurde (laut Anzeige im Volksblatt am 14.6.) eine „neue Turnhalle“ eingeweiht. Doch es ist heute nicht mehr festzustellen, ob das öfter erwähnte „Zelt“ im Garten oder der „Saal“ einer gründlichen Erneuerung unterzogen wurde. Eine Turnhalle im heutigen Sinne dürfte es jedenfalls nicht gewesen sein. Julius Krumm schreibt 1911 in seinen Erinnerungen: „Unser früheres Vereinslokal am Birgderkamp mit seinen schönen Gartenanlagen, in welchen wir in den ersten Jahren ausschließlich turnten, war in damaliger Zeit der einzige Ausflugsort für Remscheider Bürger. Im Jahre 1884 wurde es durch Feuer zerstört …“

Quelle: 150 Jahre auf der Höhe, Herausgeber Remscheider Turnverein (2011)