19Jun2022
Blick ins ArchivDie erste eigene Halle | 2

Kurzbeschreibung
Die Halle ruhte auf einem Bruchsteinmauerwerk und war äußerlich ein schlichter Ziegelrohbau, 24m lang, 12m breit und 6m hoch. Sie war ganz ohne Nebenräume und anfangs noch ohne Wasseranschluss und Gaslicht, nur dürftig erhellt von zwei Petroleumlampen und geheizt durch zwei große Mantelöfen. Die Ausstattung bestand aus einer vierfachen Geräteeinrichtung. Zur Halle  kam bald auch noch ein angrenzender Turnplatz.

Bedeutsam trotz aller Provisorien
Die Errichtung dieser Turnhalle, der ersten im Bergischen Gau, war ein wichtiges Ereignis für das turnerische Leben der Stadt. So provisorisch der Bau in vielem auch war, für den ordentlichen Turnbetrieb reichte er völlig aus und ließ den Verein auf eigenen Füßen stehen. Darüber hinaus sorgte er dafür, dass der Turnbetrieb stattlich zu wachsen begann und das Vereinsleben erstarkte.

Begehrt auch von außerhalb
Als erster Mitbenutzer meldete sich sogleich der Jünglingsverein unter Pastor Schamberg an, um für einen Abend in der Woche die Halle zu mieten. 1888 folgten die Gewerbeschüler, der Radfahrverein „Germania“. 1891 mietete sich die Stadt ein, um den Turnbetrieb des Realgymnasiums sicherzustellen.
Doch auf seine Kosten ist der Verein dabei nicht gekommen, da die Nutzung des Gebäudes und der Geräte auch viele Unkosten verursachte.

Ständige Nachbesserungen
Als Erstes ging man an den Ausbau des Speichers, um dort Geräte abstellen zu können (1888). An der Hallenseite musste eine Hütte für die Lagerung von Kohlen angelegt werden (1888). Die  Anschaffung eines größeren Trommelofens war nicht zu umgehen (1889). Der bei Regenwetter trostlose Zugang zur Halle von der Friedrichstraße her musste befestigt werden (1889). Die Anlage einer Wasserleitung wurde nötig (1890). Die viel zu schwache Petroleumbeleuchtung in der Halle galt es durch eine Gasbeleuchtung zu ersetzen (1890). Die unzureichenden Abortanlagen waren zu vergrößern, die Innenausstattung zu verbessern (1891). Das Dach musste neu geteert, die Wände mussten gekälkt werden, wobei die Wände mit Sprüchen und Malereien verziert wurden (1892).
Nachdem man sich 1892 von Grundstücksteilen getrennt und neue hinzugekauft hatte, wurden im Jahr darauf die Bäumchen von der Ostseite des Turnplatzes an die Nordseite verpflanzt (1893). Die immer noch schlechte Beleuchtung, die manchen Ärger bereitete, wurde nochmals geändert (1894). Erst legte man Drahtkörbe um die Gasglocken, damit sie nicht herunterfielen, dann wurden Quarzlichtlampen angebracht (1895). Zudem war ein weiterer Toilettenanbau nötig (1896). Schließlich stand nochmals der durch den Ausbau der Friedrichstraße bei schlechtem Wetter katastrophal gewordene Zugang zur Debatte (1897/98).

 

 

Quelle: 150 Jahre auf der Höhe, Herausgeber Remscheider Turnverein (2011)